Neue Pferde und erstes Training mit leichten Auseinandersetzungen

„Stacy!“, rief eine männliche Stimme, die Treppe hinauf. Nein! Nein, ich will noch schlafen. „Stacylein!“ Ohh… Ich hoffe der Monat geht schnell rum und dann hab ich einen ganzen Monat Ruhe vor ihm. Manchmal wusste er echt, wie er einen auf die Palme bringen kann. Ich hoffe nur dass er nicht alle auf dem Sternhof in den Wahnsinn treibt. Obwohl, was man so mitbekommt, passt er dort recht gut rein. Ich schmunzelte in mich hinein und begann mich aus meiner Decke zu quälen. Mit einem etwas verschlafenen Blick schaute ich auf meinen Wecker. 7 Uhr. Ich ließ mich auf mein Bett zurücksinken und seufzte kurz auf. „Stacychen?“, erklang es wieder von unten. Wie ich Verniedlichungen von meinem Namen hasste. „Ja, man! Ich komme gleich! Hör auf zu Nerven, Michael!“, schimpfte ich lautstark und ballte die Fäuste. „Brauchst dich ja nicht gleich so im Ton zu irren!“ Ich verdrehte die Augen und stand auf, ging zu meinem Schrank, um mir etwas für Heute rauszusuchen. Meine Auswahl fiel auf eine Reithose und ein T-Shirt. Was für eine schwierige Auswahl man doch hatte, wenn man auf einem Ausbildungsstall arbeitete.

Als ich rüber ins Frühstückszimmer kam, waren schon alle am Tisch versammelt, sogar Elena. Diese war sonst nicht so frisch am Morgen und meistens dauerte es auch lange, bis sie aufgestanden war. Aber wie sonst auch immer klebte sie an Michael, der sie aber wie sonst auch immer einfach ignorierte. Was für ein Macho, dass auch war. Anstatt Elena zu sagen, dass er nichts von ihr will, lässt er sich von ihr anmachen. „Guten Morgen, Stacy“, wurde ich von Maura begrüßt, die eine große Schüssel Cornflakes vor der Nase hatte und nun einen großen Löffel in den Mund schaufelte. „Morgen“, sagte ich und setzte mich neben Steffen, der mir ein kurzes Lächeln schenkte und sich dann seinem Brötchen zuwandte. Elena benahm sich momentan echt seltsam, sie war hibbelig, naja was nicht gerade so komisch für sie war, aber etwas an ihrem Dauergrinsen störte mich. Schließlich schaute sie Maura an und platzte fast. Ihre Wörter rasselten nur so aus ihrem Mund. So schnell hatte, ich glaube ich, noch nie einen Menschen sprechen gehört. Mit einer hochgezogenen Braue schaute Maura interessiert zu Elena und schien sogar in ihrem Redeschwall mitzukommen. Ich konnte nur einzelne Wörter aufschnappen, wie eigenes Pferd und irgendwas wie Nugget. Was hatte denn ein Nugget mit einem Pferd zutun. Nuggets kann man essen und schmecken auch gut, aber ein Pferd? Will sie nun Pferdenuggets haben oder was? Entsetzt schaute ich in die Runde, doch keiner von ihnen schien es zu stören. „Ganz langsam, Elena. Wir fahren nachher in Ruhe nach Golden Nugget und schauen uns die Pferde dort an.“ „Ich kann es kaum erwarten endlich ein eigenes Pferd zubekommen!“

So kam es, dass Maura zusammen mit Tobias und seiner Tochter Elena nach der Deckstation Golden Nugget zufahren, um zwei Pferde anzusehen und vielleicht eines mitzunehmen. Oder vielleicht auch zwei, wenn die Stute Maura’s Erwartungen entspricht.

Mit schlenderten Schritten ging ich in den Stall, Steffen hatte heute früh die Pferde gefüttert und nun war es langsam an der Zeit das Training in Gang zu bringen. Mein erster Kandidat war der Ponyhengst Cheester, der von Turnierstall De Sante kommt. Der Schimmel schaute mich mit großen Augen an und sein Blick sagte so viel wie: Wann starten wir? Ich kann es kaum erwarten! Ich musste schmunzeln und machte ihn kurzerhand fertig für das Training. Gedankenversunken schlenderte ich mit dem Hengst zur Halle hinüber. „He!“, fuhr Michael mich an, der gerade Atinaro longierte, als ich einfach in die Halle ging und nicht einmal drauf geachtet hatte, ob einer da war, geschweige denn „Tür frei“ zurufen. Denn ich wäre Michi beinahe in die Longe gelaufen. „Sorry“, murmelte ich etwas verlegen und zog den Hengst eilig hinter mir her.

Das Training mit Cheester war recht gut verlaufen, er war ein echt tolles Pony, nur immer dieses Losrennen im Parcours machte mir noch etwas zu schaffen. Reiter und Pferd waren nach den 20 minutigen Intensivtrainings schon nass geschwitzt. Wie sollte das nur sein, wenn wir nun richtig anfangen mit L? Ich klopfte dem Pony den Hals und schaute zu Michael mit Atinaro, den er gerade zum Schritt durch parierte. Mit einem lauten Quietschen stürmte der Hengst nach vorne und schlug kräftig aus. Mit einem lauten Knall traf er die Bande und riss Michael die Longe beinahe aus der Hand. Cheester nutzte die etwas langen Zügel und wollte hinterher stürmen. „Cheester, nein!“, schimpfte ich und fasste die Zügel blitzartig nach. Nach einer Runde im Galopp fiel der Hengst in den Trab und später in den Schritt und zuckelte wieder durch die Gegend, als sei nichts gewesen. „Ponys..“, murmelte ich vor mich her und vertrete die Augen.

Nachdem ich nun Cheester fertig hatte und er nun auf seine Koppel durfte, machte ich mich zur Stutenweide auf. Mein Weg kreuzte mir Jordan auf halben Weg und begrüßte mich fröhlich. „Hallo, Därling.“ Du meine Güte, hat er gerade ein richtiges A in Hallo verwendet? Respekt, dafür ging das Darling schief. Ich musste kurz auflachen und hielt mir diskret die Hand vor den Mund. „Hallo, Sir“, sagte ich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln, was eher zum Grinsen ausartete. „Du häst jä schon wieder ein Sugar Smiley dräuf.“ Nun musste ich laut loslachen. Ach, ist das Herzlich mit seinem amerikanischen Akzent, vor allem mit seinem ä. „Lächst du wieder über meine Ausspräche? Bad Girl!“, schimpfte er mich leicht aus und ich sah zu schnell nach Magnum zu verschwinden, denn langsam war das echt zu lustig mit seinem Akzent, der mal stärker war und mal recht schwach.

Natürlich mussten die Stuten wieder in der hintersten Ecke stehen. Was konnte man denn auch anders erwarten? Magnum, die braune zierliche Englische Vollblutstute, kam gerade von der Rennbahn und sollte nun die englische Reitweise kennen lernen. Mal sehen, wie es heute mit der Lenkung klappte. Aber bevor ich Magnum erreichen konnte musste ich mich an der jungen Melody vorbeischieben, die Fuchsstute hatte mich schon von Weitem gesehen und ich musste mich echt durchkämpfen. Als ich dann aber doch nochmal Magnum am Strick hatte, kam auch schon Samy an Gatter. Scheinbar wollte sie ihre neue Stute Presumido A holen, die gerade von der Barockzucht Verdadero Amor gekommen war und sich nun schon gut in die kleine Herde eingelebt hatte. Die schicke Schimmelstute, war natürlich ein PRE, andere Rassen würden bei Samy nicht wirklich ziehen. Presumido A, die sich bei uns schon den Spitznamen Babsi verdient hatte – sie hat auch nur diesen Namen bekommen, weil keiner von uns wirklich ihren richtigen Namen aussprechen kann. Am Gatter grüßte ich sie kurz und zog dann die braune Stute zum Putzplatz hinterher.

„Oh. Wie siehst du nur aus? Hast du in deiner eigenen…“, ich ließ den Satz unbeendet, den es war eigentlich klar worüber ich mich aufregte. „Sollst du immer so mit den armen Kreaturen schimpfen?“, kam eine bissige Antwort von Fuchs, denn ich erst nicht gesehen hatte und ihn nun als Uncut identifizierte. Uncut hieß eigentlich Coopers Flowers Uncut ZM und sollte hier eingeritten werden. „Hä?“, machte ich, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass Pferde reden könnten. Steffens schlaksiger Körper kam zum Vorschein und sein immerzu neckisches Grinsen saß auf seinen Lippen. Er war echt ein liebenswerter Mensch, denn man echt immer nur in guter Laune sah, auch wenn er oftmals eher zurückhaltend war und nicht viel sagte, konnte er gut zuhören. „Ich hab gesagt…“ „Ich weiß was du gesagt hast!“, bestätigte ich und grinste ihn an. „Und warum gibst du mir ein ‚Hä‘, als Antwort?“, fragte er mich mit funkelnden Augen und musterte mich kurz. „Ich wollte nur sicher gehen, dass nicht Uncut mit mir reden und ich mich demnächst einliefern brauch“, lachte ich und nahm die Kardätsche aus dem Putzkasten. Mit einigen schrubbenden Bewegungen machte ich mich an die braunen und grünen Flecken auf dem Fell ran.

Nachdem ich die Stute etwas trainiert hatte und wir beinahe zwei Kollisionen mit Amy - unserer Einstellerin, Besitzerin von Dragon, Frau von Tobias und Mutter von Elena – und Dragon gab, ließ sie sich später doch ganz gut lenken. Am Abend traf dann unser schon fast vermisstes Gespann ein. Mit an Bord hatten die Drei zwei neue Gesichter. Einmal die Stute Flying Dutchman, die nun in Maura’s Besitz ist. Ein schicke Rappstute mit dem besonderen Pfiff und dann gab’s da noch Walküre. Ein Wallach, der eher ruhig ist und für Elena perfekt, denn der Braune will immer wieder was Neues lernen und Elena bringt ihm bestimmt genügend Unsinn bei, sodass er immer beschäftigt ist. Zudem wurden die ersten Planungen aufgestellt für unser Midsummer Springevent und dem darauffolgenden Summernightparty, worauf sich schon alle freuen neue Leute kennen zu lernen. Achja und was aus der Bande geworden ist? Jordan und Michi haben sich darum gekümmert und gleich darauf repariert, auch wenn Maura erst einmal blöd geguckt hat.